03.09.2024

Zur aktuellen Situation im Sudan

Blick auf den Löwentempel in Naga, der Pylon ist nach Links gewendet.© Naga-Projekt

Der Bürgerkrieg im Sudan dauert an. Seit April 2023 kämpfen die sudanesische Armee unter Abdel Fattah al-Burhan und die paramilitärischen Rapid Support Forces (RSF) unter der Führung von Mohamed Hamdan Dagalo um die Vorherrschaft im Land. Auslöser sind Konflikte um den Übergang zu einer zivilen Regierung. Laut UN handelt es sich um die derzeit schlimmste Vertreibungskrise weltweit: 12 Millionen Menschen sind auf der Flucht, mindestens 15.000 wurden bisher getötet, 26 Millionen, also mehr als die Hälfte der Gesamtbevölkerung sind dringend auf Hilfe angewiesen, 18 Millionen leiden an Hunger. Human Rights Watch wirft den Kriegsparteien zudem weit verbreitete sexualisierte Gewalt vor und berichtet von häufigen Vergewaltigungen und Misshandlungen. Hinzu kommen die Rekrutierung von Kindersoldaten und die gezielte Tötung von Zivilisten.

Die sudanesische Gesellschaft zerfällt, die Infrastruktur des Land ist es bereits: Es fehlt an Grundversorgung, selbst Hilfslieferungen mit Lebensmitteln werden gezielt blockiert, damit sie nicht in die vom jeweiligen Rivalen kontrollierten Gebiete gelangen. Es fehlt an funktionierenden Gesundheitseinrichtungen und Krankenhäusern. Internationale Bemühungen um eine Waffenruhe und humanitäre Hilfe werden durch externe Akteure behindert, die weiterhin Materiallieferungen an die Konfliktparteien leisten. Die Vereinten Nationen und andere internationale Organisationen warnen vor einer möglichen Hungersnot und fordern dringend verstärkte Anstrengungen, um den Konflikt zu beenden und den Zugang zu humanitärer Hilfe zu gewährleisten.

Im August 2024 keimte etwas Hoffnung auf, als unter anderem die USA die Kontrahenten zu Friedensgesprächen einluden. Die Verhandlungen in der Schweiz endeten jedoch ohne Durchbruch. Die Situation im Sudan zeigt keine Anzeichen einer baldigen Besserung, und die internationale Gemeinschaft steht vor der Herausforderung, eine drohende humanitäre Katastrophe abzuwenden. Stattdessen kam es Ende August zu schweren Unwettern, die zu einem Dammbruch bei Port Sudan führten, weitere Todesopfer forderten und landesweit weitere 100.000 Menschen obdachlos machten. Stehendes Wasser erhöht seither die Gefahr der Ausbreitung von Cholera und anderen Krankheiten.

Zu dieser humanitären Katastrophe kommt für uns die Sorge um das kulturelle Erbe des Sudan hinzu. Über die Situation in Naga, der Ausgrabungsstätte des Staatlichen Museums Ägyptischer Kunst, liegen uns keine aktuellen und verlässlichen Informationen vor. Zuletzt gab es jedoch erneut Presseberichte über die Plünderung des Nationalmuseums in Khartum durch Truppen der RSF. Demnach sollen geraubte Antiquitäten aus dem Nationalmuseum über die Grenze in den Südsudan geschmuggelt worden sein.

Wir hoffen weiterhin auf Frieden und sind in Gedanken bei unseren Mitarbeitenden, Kooperationspartnern und Freunden vor Ort und bei der sudanesischen Bevölkerung. Das Ägyptische Museum kann keine Hilfsleistungen in den Sudan koordinieren. Mehrere Hilfsorganisationen aber, darunter z.B. „Bündnis Entwicklung Hilft“ und „Aktion Deutschland Hilft“, rufen gemeinsam zu Spenden auf:  https://www.spendenkonto-nothilfe.de/