08.09.2018

Naga auf der Conference for Nubian Studies in Paris

Naga auf der Conference for Nubian Studies in Paris

vom 10. bis zum 15. September 2018 fand in Paris die 14th International Conference for Nubian Studies statt, die gemeinsam vom Musée du Louvre und der Sorbonne Université ausgerichtet wurde. Das Naga-Projekt war mit drei eigenen Vorträgen vertreten.

Prof Wildung sprach unter dem Titel “Naga – A compendium of Meroitic sculpture” über die reichen Funde an Rundplastik, die die Grabungen in Naga seit Beginn des Projektes erbrachten und kündigte die bevorstehende Veröffentlichung der Funde im ersten Band einer neu gegründeten Reihe (ArS – Archäologie im Sudan) an. Seit 1995 konnte das Naga-Projekt den Fundus an Statuen, die aus dem meroitischen Reich bekannt sind, vervielfachen. Dies wurde auch in zahlreichen anderen Beiträgen während der Konferenz ersichtlich – immer wieder wird als Referenz auf Naga verwiesen, sobald es um meroitische Kunst oder Architektur geht.

Prof. Wildung beim Vortrag auf der ICNS 2018 in Paris© Naga-Projekt
Prof. Wildung beim Vortrag auf der ICNS 2018 in Paris

Christian Perzlmeier berichtete in seinem Beitrag “New structures of Meroitic temple architecture. Naga 2016-2018” von den spektakulären Grabungsergebnissen der letzten Kampagnen: Tempel Naga 1200 stellte sich als Tempelbau mit außergewöhnlichem Grundriss heraus, der auf einem künstlich errichteten Podium erbaut wurde und über eine Rampe zugänglich war. Der Bau, dessen Grundriss, Aufbau und architektonische Gestaltung bisher ohne Parallele sind, wird derzeit virtuell rekonstruiert. Hierzu werden die vor Ort im Streifenlicht-Scanverfahren aufgenommenen Blöcke ausgewertet und für ein 3D-Modell am Computer in mühevoller Kleinarbeit wieder “zusammengepusselt”. Christian Perzlmeier gab erste Einblicke in die laufenden Arbeiten.

Tempel 1200 mit vorgelagerter Rampe© Naga-Projekt
Naga Tempel 1200 mit vorgelagerter Rampe

Die Arbeiten an Tempel 700 brachten einen weiteren Tempelbau ans Tageslicht. Vor dem Pylon des Einraumtempels stehen die Fußpaare zweier mächtiger Statuen der Götter Arensnuphis  und Sebiumeker auf ihren Sockeln. Der Zugang zum Tempel führt wiederum über eine Rampe, an deren unterem Ende zwei Löwenfiguren gefunden wurden. Die umgestürzten Säulen aus dem Vorbereich des Tempels liegen  Säulentrommel für Säulentrommel aufgereiht auf dem Boden. Im Inneren des Tempels sind nicht nur die Basen der Säulen sowie die unteren Lagen des Hochaltars erhalten, hier fanden sich auch Statuenfragemente eines weiteren Paares der oben erwähnten Götterfiguren. Diese standen ursprünglich vor einem Zugangstor in der östlichen Umfassungsmauer des Areals. Hier fand das Team die zugehörigen Statuensockel und weitere Fragmente der Statuen. Der Vortrag in Paris gab Einblick in die laufende Auswertung und die virtuelle Rekonstruktion der Befunde.

Tempel 700 mit vorgelagerter Rampe© Naga-Projekt
Naga Tempel 700 mit vorgelagerter Rampe

Arnulf Schlüter fasste in seinem Vortrag die bisherigen Ergebnisse des Naga-Projektes knapp zusammen und gab vor allem einen Ausblick auf die Planungen der kommenden Kampagnen. Das Naga-Team will sich künftig auf die Strukturen meroitischer Tempelarchitektur konzentrieren. Dieses Thema drängt sich geradezu auf, gibt es doch keinen anderen Ort im meroitischen Reich, an dem sich eine so große Zahl von unterschiedlichen Tempelbauten erhalten hat.

In 2019 soll mit Arbeiten am Tempel Naga 500 (auch als Tempel F bekannt) begonnen werden. Der Tempel wird inschriftlich der Königin Shanakdakhete zugewiesen und galt traditionell als ältester Tempel Nagas. Neuerdings wurden aber Zweifel an der Datierung wie an der Identifikation der Königin Shanakdakhete geäußert, die die Arbeiten an Tempel 500 auch aus historischer Sicht äußerst spannend machen. Darüber hinaus zeigt der Tempel erneut einen ungewöhnlichen Grundriss und Besonderheiten in der Reliefgestaltung. Viel Stoff für spannende Ergebnisse.

Unser Dank gilt den Kollegen vom Louvre und der Sorbonne Université für die Ausrichtung der Konferenz und die Einladung nach Paris.