Kunst in Naga
Seit nahezu zwei Jahrtausenden ist die antike Stadt weder durch spätere Besiedlung, noch durch Grabungen und Antikenraub gestört worden. In natürlichem Zerfall in Schutt und Sand versunken, bietet Naga den Archäologen intakte Funde und Befunde. Bei der Freilegung des Amuntempels wurden Statuen und Stelen an ihren ursprünglichen Aufstellungsorten ausgegraben. Diese authentische Fundlage liefert in idealer Weise Informationen zur Datierung und zum funktionalen Zusammenhang der Objekte.
Skulptur
Eine Allee von 12 Widderfiguren ist vor dem Amuntempel wieder errichtet worden. Zu ihnen gehören kleine Statuen des Königs Natakamani in Gestalt des Gottes Chons.
Als Kultort des Löwengottes Apedemak besaß Naga viele Löwenstatuen, die an den Rampen vor den Tempelfassaden aufgestellt waren. Die Statuen von Göttern und Königen bieten ein Spektrum afrikanischer, ägyptischer und hellenistischer Stilrichtungen.
Architektur, Relief, Malerei
Diese drei Einflusssphären prägen auch die Architektur der Tempel sowie die Reliefs und Malereien auf den Tempelwänden, auf Altären und Stelen. Ägyptische Formprinzipien verbinden sich mit dem afrikanischen Schönheitsideal der Korpulenz und mit hellenistischer Tracht und Frisur. Die Kunst von Naga demonstriert damit die Rolle der meroitischen Kultur als Brücke zwischen Afrika und der Welt des Mittelmeers.
Die in der Sonderausstellung KÖNIGSSTADT NAGA in München (2011) und Berlin (2012) gezeigten Fundstücke bilden eine repräsentative Kunstgeschichte der Blütezeit des Reiches von Meroë im 1. Jahrhundert n. Chr.
Das von der Projektmitarbeiterin Josefine Kuckertz aus 1500 Blöcken und Fragmenten wieder hergestellte Bildprogramm des eingestürzten Tempels Naga 200 bildet eine große Bereicherung der meroitischen Kunst- und Religionsgeschichte.
Die von Claude Rilly (CNRS Paris) bearbeiteten Inschriften aus Naga liefern dem „Repertoire d’Épigraphie Méroitique“ wichtiges neues Belegmaterial für die Arbeit am noch ungelösten meroitischen Sprachproblem
Leihgaben
Dank der Zusammenarbeit mit der sudanesischen Antikenverwaltung, der National Corporation for Antiquities and Museums Khartoum, kann das Ägyptische Museum in München in einem eigens dem Thema “Nubien und antiker Sudan” gewidmeten Raum ausgewählte Funde aus der Grabung in Naga präsentieren. Damit wird Naga nach München geholt und bekommt hier eine “ständige Vertretung”. Zu den Leihgaben gehören u.a. die Statue der Göttin Isis, die Stele der Königin Amanishakheto sowie Putzfragmente mit Malerei aus dem Amuntempel von Naga.
Mit Flyern und Informationsmaterialien wird in der Ausstellung auf das Engagement des Museums im Sudan hingewiesen. Ein Besuch lohnt sich!